KW28 2019

Seite 3 LANDKREIS VULKANEIFEL Klima-Gemeinden aus der Vulkaneifel auf Exkursion zum Nahwärmenetz nach Ellern Über 40 interessierte Bürger, Gemein- deratsmitglieder und Bürgermeister aus der Vulkaneifel folgten der Einladung und machten sich auf den Weg in den Rhein- Hunsrück Kreis um zu sehen, wie Klima- schutz für ländliche Gemeinden ausse- hen kann. Wieso einzeln, wenn es auch gemeinsam geht? Unter diesem Motto konnte nicht nur die gemeinsame Be- sichtigung des beispielhaft umgesetzten Nahwärmenetzes gesehen werden, son- dern auch das Projekt „Dorfnahwärme“ funktioniert nur gemeinsam. Gemein haben die 6 Orte Duppach, Kalenborn-Scheuern, Mehren, Mückeln, Darscheid und Densborn auch, dass sie sich, durch das EU-Projekt ZENAPA angestoßen, bereits tiefgehend damit befassen, was in dem eigenen Ort zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes getan werden kann und wie Einwohner und Ge- meinschaft davon profitieren können. Da- für haben die Ortsgemeinden sogenann- te „Quartierskonzepte zur energetischen Stadtsanierung“ in Auftrag gegeben und lassen von Wärme über Strom und Ver- kehr die energetische Struktur des Or- tes untersuchen und konkrete Maßnah- men entwickeln. Eines der Kernthemen für die teilnehmenden Ortsgemeinden: Die zentrale Wärmeversorgung mittels Nahwärme und dafür fuhr man in die Ortsgemeinde Ellern, wo eines der neu- esten und modernsten Nahwärmenetze in Rheinland-Pfalz im vergangenen Herbst in Betrieb genommen wurde. Die ersten Überlegungen einer gemein- samen Wärmeversorgung stammen in Ellern bereits aus dem Jahr 2013. Man gründete einen Arbeitskreis und holte sich Unterstützung bei einem Ingenieur- büro und dem Klimaschutzmanager des Landkreises. Bereits bei der allerersten Bürgerbefragung, die von Mitgliedern des Arbeitskreises im Jahr 2014 durchge- führt wurde, waren 80 Haushalte an der Nahwärme interessiert. „Was kostet mich das?“ diese Frage nach dem Preis wurde, gerade in der damaligen Phase niedriger Ölpreisen, natürlich immer wieder ge- stellt. Die Lösung, hebt Ortsbürgermeis- ter Dämgen hervor, war der Arbeitskreis. Ausgestattet mit einem Wärmerechner waren die ehrenamtlichen Helfer in der Lage, Berechnungen für jeden einzelnen interessierten Haushalt als Entschei- dungshilfe erstellen zu können. Ebenso wichtig sei es, sich gleich zu Beginn mit der Frage nach ei- nem Betreiber auseinander zu setzen. Dies konnten die Ver- bandsgeme i n - dewerke der VG Rheinböllen ü b e r n e h m e n und ein für das Ro h r l e i t un g s - netz günstiges Grundstück zur Errichtung der H e i z z e n t r a l e erwerben. Ein k o m m u n a l e r Betreiber bie- tet den Bürgern Vertrauen, Versorgungssicherheit und Preise die keine Aktionäre zufriedenstel- len müssen. Wenige Jahre später hat Ellern eine klimaschonende, kostengünstige und preisstabile gemeinsame Nahwärmever- sorgung in öffentlicher Hand. Effizienter ist die Anlage auch, denn die Erfahrung zeigt beispielsweise, dass eine einzelne Heizungsanlage oft zu groß dimensio- niert sei. Pro Haus stand vielleicht ein 25 kW-Kessel im Keller, jetzt versorgt ein 800 kW-Kessel 110 Haushalte. Die Holz- hackschnitzel werden aus dem Nachbar- ort geliefert und von Mai bis September ist der Hackschnitzelkessel nicht in Be- trieb. Über ein Feld von Solarthermiean- lagen erwärmt die Sonne ausreichend heißes Brauchwasser für alle Haushalte, ein Speichertank garantiert die Versor- gung. Die Röhrenkollektoranlage hat gerade bei höheren Temperaturen einen guten Wirkungsgrad und erzielt durch die Dämmung einen guten Wärmeertrag und somit einen reduzierten Hackschnitzel- verbrauch auch im Winter. Wichtig ist es auch, ganzheitlich zu Den- ken und Synergieeffekte für den Ort mit zu betrachten. In Ellern wurde beispiels- weise beim Verlegen der Wärmeleitun- gen auch Glasfaserkabel mitverlegt und die Straßenbeleuchtung auf LED umge- rüstet und damit in die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde investiert. Wieder zurück im eigenen Ort hallt der Besuch nach und die Ortsgemeinden beschäftigen sich weiterhin mit dem Thema der Nahwärmeversorgung. Unter- stützt werden die Klima-Gemeinden der Vulkaneifel dabei von den beauftragten Ingenieurbüros, von den Verbandsge- meindeverwaltungen in Gerolstein und Daun, dem Natur- und Geopark Vulkanei- fel und ZENAPA sowie durch die Energie- agentur Rheinland-Pfalz. Heizzentrale Ellern, Foto: Anna Jessenberger Hackschnitzelbunker Ellern, Foto: Anna Jessenberger

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