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Seite 4 LANDKREIS VULKANEIFEL Führung zur Selbstführung - Eigene Stärken erkennen und nutzen – Ein Interview mit Unternehmensberaterin und Jobcoach Carolin Goßen Carolin Goßen ist Beraterin und Vortragsrednerin. Als TV-Jobcoach wur- de sie deutschlandweit bekannt. Die Presse sagt über ihre Arbeit: »Orientie- rungslosigkeit war gestern«. Am 20. Januar 2021 ist Carolin Goßen um 8.30 Uhr mit ihrem Vortrag „ Führung zur Selbstführung - eigene Stärken erkennen und nutzen“ zu Gast bei der Auftaktveranstaltung zu „WFG ImPuls“, der neuen Online-Veranstaltungsreihe der WFG Vulkaneifel. Im Gespräch mit WFG-Geschäftsführerin Judith Klassmann-Laux gibt sie bereits im Vor- feld ein paar Einblicke in ihre Sicht auf Führung und Mitarbeiterbindung. Frau Goßen, Sie sind Beraterin und TV-Jobcoach. Was macht aus Ihrer Sicht einen guten Unternehmensbera- ter und Coach aus? Begeistern kann, wer begeistert ist. Das ist mein Leitsatz. Ein guter Berater (und ein guter Coach) muss für das brennen, was er tut. Nur wenn ich als Berater (oder Coach – schlussendlich gilt das für jeden Beruf) mit Leidenschaft dabei bin, kann ich gewährleisten, dass ich einen guten Job mache. Ich tauche als Beraterin in das ein, was ich tue. Wenn ich in ein Un- ternehmen gehe, schaue ich es mir im Vorfeld individuell an, auch dann, wenn ich vielleicht die Branche bereits gut ken- ne. Ich muss mich auf die Menschen ein- lassen, die hier handeln. In der Unterneh- mensberatung geht es oft nur um Kosten. Hier wünsche ich mir mehr Fokus auf den Menschen. Der starke Fokus auf den Menschen - ist das Ihr Alleinstellungsmerkmal? Ein Stück weit ja. Ich biete Beratung mit Fokus auf den Menschen. Ich mache indi- viduell zugeschnittene Prozesse für den Kunden. Ich gehe tief in die persönlichen Ebenen, auch im Unternehmenskontext. Das Ganze dann aber immer gepaart mit Witz und Humor. Schließlich muss der Spaß am Lernen erhalten bleiben. Für Unternehmen im Mittelstand – vor allem in ländlichen Regionen – scheint es immer schwieriger zu werden, ge- eignetes Fachpersonal zu finden und dieses langfristig an das Unterneh- men zu binden. Gleichzeitig schei- nen vor allem junge Mitarbeiter hohe Erwartungen an ihre (zukünftigen) Arbeitgeber zu haben. Arbeitgeber be- werben sich ja mittlerweile regelrecht um Arbeitnehmer. Wie kommen die beiden Seiten hier zusammen? Bekanntlich gibt es ja viele Wege, die nach Rom führen. Für mich gibt es je- doch nur einen Weg, der hier funktioniert. Die sozialen Medien machen es uns vor: Wir müssen Mitarbeiter zu Fans und Fol- lowern des Unternehmen machen. Hier ist meine klare Empfehlung, aus den verkrusteten, alten Konzepten herauszu- kommen. Nur weil früher Lehrjahre Her- renjahre waren, müssen sie das heute nicht immer noch sein. So bekomme ich die jungen Menschen heute nicht. Wir brauchen Fans für die Unternehmen. Die Mitarbeiter müssen zu Botschaftern des Unternehmens werden, die dann wiede- rum andere Mitarbeiter, Bewerber und Kunden begeistern. Und wir müssen die Mitarbeiter artgerecht einsetzen. Dann erreichen wir bei ihnen eine intrinsische, eine aus ihnen selbst heraus entstehen- de Motivation. Dann reden wir über höhe- ren Output, stärkere Bindung und weniger Krankheitstage. Auf Seiten der Arbeitge- ber ist Flexibilität gefragt. Für den einen Mitarbeiter ist es z.B. artgerecht, 5 Tage in der Woche ins Unternehmen zu kom- men, für andere ist es artgerecht, genau das 5 Wochen lang nicht zu tun. Lasst die Menschen (soweit wie möglich) ihre Lieblingsaufgaben im Unternehmen übernehmen. Das Überraschende daran ist: es geht immer auf. Ein Beispiel aus dem Vertriebsinnendienst eines mittel- ständischen Unternehmens: Ich habe hier in einem Projekt einmal eine Abfrage unter den 20 Mitarbeitern eines Teams gemacht. Alle sollten ihre Aufgaben der Beliebtheit nach ranken. Dabei sind alle Aufgaben verteilt worden. Ja, es gab auch tatsächlich Kollegen, die gerne Re- klamationen entgegen genommen haben. Hier müssen wir uns natürlich ein Stück weit vom „Schwarz-Weiß-Denken“ ver- abschieden. Es ist doch schon ein Erfolg, wenn dem Mitarbeiter heute 50% der Ar- beit Spaß machen, es nach einer Auf- gabenumverteilung aber 80% sind. Auch wenn wir oft so programmiert sind: Arbeit muss nicht anstrengend sein. Sie darf Spaß machen! Welche Unternehmen gewinnen Ihrer Meinung nach in Deutschland den Kampf um die Talente? Welche Fähig- keiten muss der erfolgreiche Arbeit- geber von morgen mitbringen? Die Arbeit ist ein Wunschkonzert – das könnte der neue Leitsatz des erfolgrei- chen Arbeitgebers der Zukunft sein. Der erfolgreiche Arbeitgeber schaut sich die Menschen genau an, die er einstellen will, und stellt nur diejenigen ein, die mit Herzblut dabei sind. Dann führt vielleicht auch jemand den Vertriebsaußendienst, der nicht besonders gut im Vertriebsau- ßendienst war. Weil er Menschen liebt, ihm Führung Spaß macht und er das dementsprechend auch gut kann und nicht jemand, der draußen, alleine auf der Straße erfolgreich war und auf einmal im Büro sitzt und sich mit Führung beschäf- tigen muss, obwohl das für ihn nicht art- gerecht ist. Ihr persönlicher Leitsatz lautet „Be - geistern kann, wer begeistert ist“. Was können Unternehmen konkret tun, da- mit ihre Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter begeistert sind (und zukünftige Mitarbeiter begeistert werden)? Am Ende geht es darum, die Menschen ihren Stärken entsprechend einzusetzen. Die Unternehmen müssen den Fun-Fak- tor erhöhen. Ich meine damit nicht (nur) den Tischkicker und die Couch auf dem Flur (auch wenn eine angenehme Ar- beitsatmosphäre auch einen Beitrag zum Spaß an der Arbeit leisten kann). Ich mei- ne vielmehr den inhaltlichen Fun-Faktor. Unterschiedlichen Menschen machen unterschiedliche Dinge Spaß und der ideale Arbeitgeber ermöglicht seinen Mit- arbeitern möglichst viele Aufgaben, die ihnen Spaß machen. Vielen Dank für das Gespräch, Frau Goßen! Wir freuen uns auf Ihren Vor- trag „Führung zur Selbstführung - ei - gene Stärken erkennen und nutzen“ im Rahmen der neuen WFG-Veranstal- tungsreihe WFG ImPuls am 20. Januar 2021, 8.30 Uhr. Zu Carolin Goßen: Neue Denkansätze hervorrufen, Alltags- prozesse und Strukturen aufbrechen und hinterfragen? Ein Vortrag, der die Hörer fordert, der aufrüttelt, zum Nachdenken anregt und gleichzeitig motiviert? Genau das ist es, was Carolin Goßen stets mit Beraterin und TV-Jobcoach Carolin Goßen. Bildquelle: Carolin Goßen, Talent.Mensch, Aachen.
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