KW49 2021
Seite 7 LANDKREIS VULKANEIFEL Schulische Sucht- und Gewaltprävention Veranstaltung „Sheriff for kids“ im Vulkaneifelkreis Im Rahmen der schulischen Sucht- und Gewaltprävention, organisiert von den Schulsozialarbeiter:innen, durften ver- gangene Woche ca. 600 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8 bis 10 und eine 12. Klasse eine ganz beson- dere Veranstaltung erleben: Sheriff for kids! Claudia Berger besuchte vier Realschu- len plus des Kreises und referierte zum Thema „Sucht, Mobbing und Gewalt“. In den 90-minütigen Vorträgen schilderte sie ihre drastischen Erlebnisse aus der Zeit ihrer 18-jährigen „Drogenkarriere“ – authentisch, ehrlich, ergreifend und teils erschreckend. Ebenso klar und ehrlich verliefen die beiden Eltern-Informations - abende; zwar haben leider nur wenige El - tern das Angebot angenommen, größeres Interesse gab es dafür bei den Hauptamt - lichen der Jugendarbeit des Landkreises und den Lehrer der jeweiligen Schulen. Claudia Berger sensibilisiert durch ihre persönlichen Erfahrungsberichte, sie er - reicht damit die Jugendlichen, klärt auf, warnt vor „Nachahmung“ und berichtet über die Auswirkungen und Konsequen- zen ihres Handelns. „Ich bin 46 Jahre alt, war 18 Jahre lang drogenabhängig, gewalttätig und vorbe - straft.“ Als sie began, über ihre Drogen- karriere zu berichten, wird es schlagartig still im Saal. Aufgewachsen in einem sozialen Brenn - punkt und gewalttätigem Umfeld, lernte Claudia Berger schon als kleines Kind zuzuschlagen, statt zu fragen. Zwar kick - te sie sich im Fußball bis in die Mädchen- Nationalmannschaft hoch, Lob und Ver - ständnis erfuhr sie jedoch nie -- weder im häuslichen, noch im sozialen Umfeld. Stattdessen: Drohung, Schlägerei, Angst. Und Albträume, jede Nacht. Als sie mit 17 Jahren aus Neugierde ihren ersten Joint rauchte, merkte sie nach den ersten vier Zügen, wie die große Last von ihr abfiel, „mir war auf einen Schlag al - les egal“, stellte sie fest. Ziemlich schnell wurde die Droge für Berger zur Strategie, der Realität zu entfliehen - und schließ - lich zum Feind. Sie kiffte, kokste, sniefte, trank, warf sich Pillen ein, dröhnte sich zu. Dass ein Freund während eines gemein - samen Club-Besuches an einer Überdo - sis „in meinen Armen verstorben ist“, ist ein Erlebnis, das die damals 19-Jährige heute noch belastet. Unter Drogen „wird man zu einem Stück Scheiße, ist zu Din - gen fähig, die man sonst niemals tun würde, belügt und beklaut jeden - so- gar die eigene Familie“, warnt sie die Schüler:innen. Sieben Mal hatte sie eine Überdosis, die letzte vor elf Jahren, „ich kotzte mir die Seele aus dem Leib, pin - kelte in die Hose“. Jedes Mal überlebte sie nur knapp. Durch Zu fall oder Schick- sal schaffte sie es aus der Drogen-Misere heraus, machte kalten Entzug, ließ ihr al - tes Leben hinter sich, hat aber heute noch mit den Folgen zu kämpfen. Mit „Sheriff for Kids“ hat Claudia Berger ihre Lebens- aufgabe gefunden, will mit ihren Erfah - rungsberichten warnen. Teilgenommen haben die Augustiner- Realschule plus Hillesheim, Grund- und Realschule plus Gerolstein, Graf-Salentin Realschule plus Jünkerath und 3-Maa - re- Realschule plus Daun mit FOS, in Gerolstein und Daun waren auch die Ent - lassklassen der Förderzentren Daun und Gerolstein beteiligt. Dies war bereits der dritte Besuch von Sheriff for Kids in der Eifel, wobei in die - sem Jahr die besondere Herausforde - rung darin bestand, die Veranstaltungen gemäß der aktuellen Corona-Verordnung durchzuführen. Alle Teilnehmenden wur - den vor der Veranstaltung getestet, es galt Maskenpflicht und die Klassen wur - den mit dem nötigen Abstand getrennt platziert. Zusätzlich zu den Schulvorträgen war Claudia Berger an einem Nachmittag zu Gast im HdJ Daun und bot Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch und einem Praxisangebot im JuDockZ Dockweiler in Kooperation mit der Kreisjugendpflege. Ein besonderer Dank gilt hier der Klaus- Thiering Stiftung. Zwar werden solche Präventionsveranstaltung mit Fördermit - teln des Landes unterstützt, jedoch ohne zusätzliche Mittel wäre es für die Schulen nicht möglich, ihren Schülerinnen u nd Schülern diese wichtigen Erfahrungen zu ermöglichen. Claudia Berger zu Gast in der Grund- und Realschule plus Gerolstein, wo sie Schülerinnen und Schüler zu den Themen Sucht, Mobbing und Gewalt aufklärte findet Ihr unter www.vulkaneifel.de . Der Kreisjugendpfleger Kevin Fölling steht aber auch unter der Rufnum - mer 06592/933- 258 sowie per Mail kevin.foelling@vulkaneifel.de zur Verfü- gung.Nach Bedarf und Nachfrage werde das Angebot aber auch verändert und ausgeweitet. Flexibilität und Spontanität seien für diese Arbeit wichtig, um die An - gebote an die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen anzupassen, sagt Fölling. Vielseitige Verwendung des Geländes Neben den Angeboten unter der Wo- che kann das JuDockZ ebenfalls für Wandertage, Seminare oder Wochen - end-Aktionen genutzt werden. „Die ersten Ferienfreizeiten haben eben- falls schon stattgefunden und waren ruckzuck ausgebucht! Es ist aber auch angedacht das Gelände an Gruppen von außerhalb zur Verfügung zustellen. Einfach weil es gut funktioniert und die ersten Resonanzen der Veranstaltungen zeigen, wie optimal dieses Gelände ist!“, erklärt Kreisjugendpfleger Kevin Fölling weiter. Vor einigen Tagen wurde das JuDockZ Landrätin Julia Gieseking und den Ver - bandsbürgermeistern Johannes Saxler (VG Kelberg), Hans-Peter Böffgen (VG Gerolstein) und Thomas Scheppe (VG Daun) offiziell vorgestellt. Hierzu haben Bruno Willems, Abteilungsleiter „Jugend“ bei der Kreisverwaltung Vulkaneifel und Kreisjugendpfleger Kevin Fölling nach Dockweiler eingeladen, um die Räum - lichkeiten vor Ort präsentieren zu können. Das Fazit: Es ist ein großartiges Projekt mit einem tollen Team, bestehend aus hauptamtlichen Fachkräften der Jugend - arbeit im Landkreis Vulkaneifel, was sei - nes Gleichen sucht und das es so noch nicht gegeben hat.
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