SEITE 8 Leben mit Behinderung im Landkreis Vulkaneifel Mit der Beitragsreihe „Leben mit Behinderung“ möchten wir, der Beirat der Menschen mit Behinderung des Landkreises Vulkaneifel, das Leben und die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung sichtbarer machen. Hierzu widmen wir uns in jedem Artikel der Reihe einer bestimmten Behinderung bzw. Einschränkung oder Krankheit und lassen hierzu einen Menschen, der mit der entsprechenden Behinderung/ Erkrankung lebt, zu Wort kommen und über dessen persönliches Erleben im Alltag berichten. Heute unterhalten wir uns mit Diana Kolbe. Die 48-jährige ist nach einem Sportunfall mit Wirbelbruch und einem ärztlichen Behandlungsfehler während der anschließenden OP seit 12 Jahren ab dem Bauchnabel abwärts querschnittgelähmt und dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen. Sie setzt sich ehrenamtlich in unterschiedlichen Formen für Querschnittgelähmte und Barrierefreiheit ein. Unter anderem ist sie Vorsitzende des Beirats der Menschen mit Behinderung im Landkreis Vulkaneifel. Welche Behinderung hast Du und wie wirkt sich diese auf Dein Leben/ Deinen Alltag aus? Ich bin querschnittgelähmt, ich habe eine sogenannte Paraplegie. Das bedeutet, dass mein Rückenmark auf Höhe der Brustwirbelsäule geschädigt ist und ich deswegen weder stehen noch gehen kann. Zur Fortbewegung bin ich auf einen Rollstuhl angewiesen. Es war zunächst ein Schock! Man sieht seine Beine, spürt sie aber nicht und kann sie auch nicht bewegen, obwohl man das möchte. Noch schlimmer allerdings ist es, dass auch die Blase und Teile des Darms gelähmt sind. Ein normaler Toilettengang ist somit nicht mehr möglich. Besonders schlimm und schwierig ist es zu akzeptieren, dass man nicht mehr alles alleine erledigen kann, sondern zumindest teilweise auf fremde Hilfe angewiesen ist, und das in allen Lebensbereichen. Wie lebst Du? Ich lebe zusammen mit meinem Lebensgefährten und meinem Sohn in einer behindertengerecht umgebauten Eigentumswohnung. Benötigst Du Unterstützung in Deinem Alltag und wenn ja, wobei? Bei vielen Dingen des alltäglichen Lebens, z.B. einkaufen, putzen, teilweise bei der Körperpflege oder Arztbesuchen, etc., benötige ich Hilfe. Diese Hilfe leistet bisher meine Familie. Wie geht Deine Familie mit Deiner Behinderung um? Meine Familie unterstützt mich, wenn ich Hilfe benötige, akzeptiert aber auch, wenn ich Dinge alleine erledigen möchte. Was bereitet Dir Freude, worüber kannst Du Dich ärgern? Ich gehe besonders in meinem Ehrenamt als sogenannte Peer-Beraterin auf. Das bedeutet, dass ich Menschen, die ebenfalls eine Querschnittlähmung erlitten haben, mit Rat und Tat zur Seite stehe. Außerdem treffe ich gerne Freunde, gehe gerne Essen, besuche Events oder Freizeitparks. Ein absolutes No-Go ist es für mich, wenn Leute mich einfach ignorieren und zum Beispiel nur meine Begleitperson ansprechen, also über mich statt mit mir reden, obwohl ich anwesend bin. Was auch absolut inakzeptabel für mich ist, ist wenn Leute mich mit dem Rollstuhl einfach ungefragt irgendwo hinschieben. Ganz schlimm finde ich auch Menschen, die unberechtigt Behindertenparkplätze blockieren. In welchen Bereichen erlebst Du Hürden in Deiner Umwelt? Was behindert Dich in Deinem Alltag am meisten? In erster Linie ist die fehlende Barrierefreiheit für mich als Rollstuhlfahrerin ein großes Problem. Treppen sind oft ein unüberwindbares Hindernis. Die fehlende Barrierefreiheit ist in allen Lebensbereichen ein Problem. Angefangen bei Arztpraxen, über Geschäfte, Restaurants, Freizeitangeboten, aber auch im ÖPNV, etc. Auch fehlende behindertengerechte WCs sind oft ein Problem. Aber auch die bereits angesprochenen unberechtigt belegten Behindertenparkplätze sind oft eine unnötige Behinderung für mich. Was bedeutet Barrierefreiheit für Dich? Es bedeutet für mich, dass ich mit dem Rollstuhl überall ohne fremde Hilfe hingelangen kann und auch keine Angst haben muss eine geeignete Toilette zu finden, wenn ich sie benötigen sollte. Was hat sich in den letzten Jahren (positiv) verändert? Bei neuen Bauprojekten wird zunehmend auf die Barrierefreiheit geachtet. Allerdings leider noch nicht in dem Masse, wie es eigentlich auch gesetzlich sein sollte, Stichwort UN Behindertenrechtskonvention. Was sollte sich für Dich noch in der Gesellschaft/ Deinem Umfeld konkret ändern, damit Menschen mit Deiner Behinderung besser an der Gemeinschaft teilhaben können? Die Gesellschaft sollte ganz allgemein viel offener mit Menschen mit Behinderung umgehen. Wir sollten ganz selbstverständlich einfach dazugehören und als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft angesehen werden. Keiner von uns möchte Mitleid, aber ein bisschen mehr Verständnis und Aufmerksamkeit für unsere Bedürfnisse. Barrierefreiheit sollte zu einer Selbstverständlichkeit gehören und nicht erbettelt werden müssen. Fortsetzung auf der nächsten Seite! Die 49-jährige Diana Kolbe ist seit 12 Jahren querschnittgelähmt. Sie engagiert sich ehrenamtlich als Vorsitzende des Beirats für Menschen mit Behinderung und setzt sich auch darüber hinaus für Querschnittgelähmte und Barrierefreiheit ein.
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