KW02 2025

SEITE 7 dem Busunternehmen für ca. zehn Jahre geschlossen und haben langen zeitlichen Vorlauf. Wir konnten die Starts daher nicht verschieben. Etwa Anfang 2023 hatten wir, als einer der ersten Verbünde in RheinlandPfalz, auf vergleichbaren Strecken wieder das Vor-Corona-Niveau an Fahrgästen erreicht. Und seitdem verzeichnen wir stetige Fahrgastzuwächse. Noch genauere Informationen zu Fahrgastzahlen erhalten wir übrigens 2025. Dann sind in etwa die Hälfte aller Busse mit sogenannten automatischen Fahrgastzählsystemen ausgestattet. Eine weitere große Herausforderung waren natürlich die Streiks im privaten Busgewerbe. Darunter haben unsere Fahrgäste, Eltern und schlussendlich das Vertrauen in den ÖPNV sehr gelitten. Frage: Bei den Streiks ging es ums Geld. Insgesamt wird der ÖPNV vermutlich – nicht nur aber auch – durch höhere Fahrpersonalkosten teurer. Das Fahrten-Angebot in Ihren Busnetzen wird ja nicht mehr nur durch Fahrgeldeinnahmen finanziert, sondern die Kommunen und das Land Rheinland-Pfalz sowie der Bund (Deutschlandticket) subventionieren den ÖPNV stark mit. Warum bieten Sie Fahrten auf Strecken oder zu Uhrzeiten an, die sich über Fahrgeldeinnahmen nicht allein tragen? Schwarz: Die Planung der Busnetze stützt sich auf mehrere gemeinsam mit allen Partnern festgelegten Rahmenbedingungen. Eine davon ist, dass nicht mehr Busse in den Randzeiten eingesetzt werden, als sowieso zur sogenannten Schülerspitze für die Busnetze zur Verfügung stehen müssen. So können wir auch Strecken und Zeiten mit weniger Nachfrage abdecken und einen Taktverkehr anbieten. Die Finanzierung des ÖPNV ist seit der Corona-Pandemie immer mehr im Gespräch. Der Ukrainekrieg hat zudem eine Zeitlang die Energie- und Werkstoffpreise explodieren lassen, zudem kommen steigende Personalkosten. Die Einführung des Deutschlandtickets führt auf der anderen Seite zu weniger Einnahmen. Selbst in städtischen Bereichen kann sich unter diesen Rahmenbedingungen der ÖPNV nicht allein von Fahrgeldeinnahmen tragen. Die Erfüllung der Daseinsvorsorge ist daher eine politische Entscheidung. Es sollte aber weiterhin insbesondere auch im ländlichen Raum ein ausreichendes Fahrtangebot geben, um damit einen Beitrag zur Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zu schaffen und die bereits erwähnte Daseinsvorsorge an Mobilität zu schaffen. Mit der jeder und jede ihren Alltag gestalten kann, ohne aufs Auto angewiesen zu sein. Frage: Gehen Sie davon aus, dass es Strecken oder Fahrten gibt, die so wenig genutzt werden, dass Sie sie im kommenden Jahr einstellen müssen? Man liest in den Medien seit Kurzem ja auch von Einsparungen. Schwarz: Mit den neu installierten Fahrgastzählsystemen erhalten wir ab 2025 zusätzliche wertvolle Nutzerdaten. Damit können wir nachvollziehen, wie hoch die Auslastung in den Bussen ist. Es ist nicht angedacht im großen Stil Linien komplett aus dem Fahrplan zu streichen. Geprüft kann beispielsweise werden, ob es sinnvoll ist, auf ein RufBus-Angebot umzusteigen. Möglich wäre beispielsweise, dass statt eines regelmäßigen Linienverkehrs zu gewissen Randzeiten dann ein RufBus-Angebot eingerichtet wird. Da die Busnetze teilweise erst gestartet sind, erfolgt die Überprüfung nach und nach. Zunächst aber haben wir jetzt erst einmal erfolgreich alle unsere 15 Busnetze gestartet und hoffen, dass die Busse zahlreich genutzt werden. Frage: Und die letzten zwei Busnetze sind diesen Sommer 2024 im Landkreis Bernkastel-Wittlich gestartet. Waren die Starts am Ende leichter als zu Anfang? Hat sich die Mentalität und die Wahrnehmung für ÖPNV allgemein verändert? Was bleibt weiterhin herausfordernd? Schwarz: Spätestens seit dem 9-Euro-Ticket und nun dem Deutschlandticket ist die Wahrnehmung für den Öffentlichen Nahverkehr bundesweit enorm gestiegen. Und auch der VRT ist sichtbarer geworden. Wir sind und waren da sehr froh, dass man in unserer Region dank der Busnetze eigentlich nicht mehr sagen kann „bei uns auf dem Land fährt ja gar kein Bus, was soll ich mit dem Deutschlandticket“, da mit unseren Angebotsausweitungen viele Menschen mehr und regelmäßigeren öffentlichen Nahverkehr bekommen haben. Und das meist auch am Wochenende und – an frequentierten Strecken – bis später am Abend. Aber etwas geruckelt hat es natürlich bei jeder Einführung. Die Umstellungen waren teilweise immens. Da kann ein Busunternehmen noch so viel Erfahrung haben, es gibt vorher einfach keine Generalprobe und manches zeigt sich einfach erst in der Praxis. Allgemein fahren im VRT-Gebiet über 20 Verkehrsunternehmen und die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend. Wir sind dafür sehr dankbar. In dem Zusammenhang möchte ich einmal den zahlreichen Busfahrerinnen und Busfahrern meinen herzlichen Dank aussprechen, die täglich bei den widrigsten Wetterbedingungen und anspruchsvollsten Verkehrslagen dafür sorgen, dass unsere Fahrgäste sicher ans Ziel gelangen. Das verdient höchste Anerkennung. Herausfordernd bleibt neben sehr vielen anderen ÖPNV-Themen auch das Thema des mangelnden Fahrpersonals. Frage: Lassen Sie uns noch kurz beim Deutschlandticket bleiben, welches ab Januar ja 58 Euro monatlich kosten wird. Sie haben bereits erwähnt, dass es dem ÖPNV einen großen Schub und mehr Aufmerksamkeit beschert hat. Wie wird das Ticket im VRT-Gebiet genutzt und wie sehen Sie in die Zukunft dieses Tickets? Schwarz: Nach aktuellen Zahlen haben wir rund 78.000 Deutschlandticket-Nutzer im VRT-Gebiet. Darüber freuen wir uns. Wir gehen auch nicht davon aus, dass viele Kunden wegen des Preisanstiegs im Januar abspringen. Das Angebot, bundesweit mobil sein zu können, ist zu attraktiv dafür. Wir sind aber selbstverständlich sehr gespannt, was das neue Jahr 2025 für das Deutschlandticket und seine weitere Finanzierung durch Bund und Länder bringen wird und hoffen für unsere Fahrgäste, dass das Ticket bestehen bleiben kann und die politische Bereitschaft des Bundes und der Länder zur Finanzierung dieses ÖPNV-Angebots nicht nachlässt. Frage: Sie haben 2024 u. a. ein großes Update der VRT-App gestartet, welche sich jetzt ‚VRT mobil‘ nennt. Welche weiteren Neuerungen in der App erwarten die ÖPNV-Fahrgäste im VRT-Gebiet denn im Jahr 2025? Schwarz: Ja, unsere App „VRT mobil“ ist seit dem Update wesentlich funktionaler, Kunden können jetzt auch mit Paypal bezahlen und vieles mehr. Dank eines gewonnenen Bundesförderprojektes können sich im kommenden Jahr auch viele Fahrgäste über digitalen Fahrgast-Informationsbildschirme an verschiedenen Haltestellen in der Stadt Trier und in den Landkreisen informieren. Es wird noch mehr kommen, aber wir wollen nicht zu viel verraten. Frage: Dann herzlichen Dank für diese Einblicke in die ÖPNV-Arbeit in unserer Region! Info: Interessierte finden die Abfahrtszeiten in ihrem eigenen Ort ganz einfach unter www.vrt-info.de/fahrplanauskunft oder in der VRT-App. Alle Informationen zu RufBussen gibt es unter www.vrt-info.de/rufbus Extra: Das ist der Verkehrsverbund Region Trier (VRT) Das VRT-Gebiet umfasst die vier Landkreise Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich, Vulkaneifel und Eifelkreis Bitburg-Prüm sowie die Stadt Trier. Die Landkreise und die Stadt Trier sind Mitglieder des Zweckverbandes VRT und Aufgabenträger des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in der Region. Gemeinsam mit dem Land Rheinland-Pfalz finanzieren sie das ÖPNV-Angebot. Die VRT GmbH ist zuständig für Fragen des straßengebundenen ÖPNV – für die Schiene ist der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (ZV SPNV Nord) zuständig. In enger Abstimmung mit den Aufgabenträgern und dem ZV SPNV Nord plant der VRT das Busangebot im Verbundgebiet, garantiert einen einheitlichen Tickettarif bei den in der Region fahrenden Verkehrsunternehmen und hat zum Ziel, den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in der Region zukunftsfähig zu gestalten, um möglichst viele Menschen vom Bus- und Zugfahren zu überzeugen. Mehr Infos zum VRT oder zur Ausweitung des Fahrten-Angebots im VRTGebiet gibt es unter www.vrt-info.de zum Beispiel unter dem Bereich Busnetze.

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