KW06 2025

SEITE 4 LEBEN MIT BEHINDERUNG INTERVIEW-REIHE DES BEIRATS DER MENSCHEN MIT BEHINDERUNG DES LANDKREISES VULKANEIFEL Leben mit Behinderung im Landkreis Vulkaneifel Mit der Beitragsreihe „Leben mit Behinderung“ möchten wir, der Beirat der Menschen mit Behinderung des Landkreises Vulkaneifel, das Leben und die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung sichtbarer machen. Hierzu widmen wir uns in jedem Artikel der Reihe einer bestimmten Behinderung bzw. Einschränkung oder Krankheit und lassen hierzu einen Menschen, der mit der entsprechenden Behinderung/ Erkrankung lebt, zu Wort kommen und über dessen persönliches Erleben im Alltag berichten. Heute unterhalten wir uns mit Florian Lennig. Welche Behinderung hast Du und wie wirkt sich diese auf Dein Leben / Deinen Alltag aus? Ich habe eine geistige Behinderung und eine Lernbehinderung, welche mich jedoch im Alltag nicht schwer einschränken. Mit Unterstützung von meinen Betreuern kann ich meinen Alltag gut bewältigen. Wie lebst Du? Hier in Gerolstein habe ich eine eigene Wohnung. Dort werde ich von Montag bis Freitag, im Wechsel von zwei Betreuern begleitet. Diese betreuen mich immer nach der Werkstatt von ca. 17- 21 Uhr. Am Wochenende bin ich dann meistens alleine, koche bekannte Rezepte selbst und backe auch hin und wieder. Nach Absprache finden gelegentlich auch am Wochenende Betreuungsbesuche statt, wenn besondere Ereignisse oder Ausflüge anstehen. Benötigst Du Unterstützung in Deinem Alltag und wenn ja, wobei? Ja, meine Betreuer gehen gemeinsam mit mir einkaufen, helfen mir im Haushalt, haben zudem einen Überblick über meine Finanzen und beraten mich bei neuen Käufen über die Notwendigkeit der Produkte. Wie geht deine Familie mit Deiner Behinderung um? Sie unterstützen mich stets, sind für mich da und versuchen mir alles zu ermöglichen. Besonders meine Schwester, welche mir erst zuletzt geholfen hat meine neue Wohnung einzurichten, die Möbelstücke im Internet auszusuchen und Sie anschließend mit mir abholen gefahren ist. Was bereitet Dir Freude, worüber kannst Du Dich ärgern? Freude bereitet mir das Schwimmen, das Fahrradfahren, das Kochen und das Backen. Zudem treffe ich mich gerne mit Freunden und verbringe Zeit mit meiner Familie. Besorgt und verärgert bin ich über die politische Situation momentan. Ich hoffe, dass sich diesbezüglich in der näheren Zukunft etwas positiv verändert. In welchen Bereichen erlebst Du Hürden in Deiner Umwelt? Was behindert Dich in Deinem Alltag am meisten? Mein Einsatz auf dem ersten Arbeitsmarkt, mir wurde dort nichts zugetraut, ständig musste ich wechselnde Arbeiten in verschiedenen Bereichen ausführen, jedoch leider ohne richtige Einarbeitung. Ansonsten werde ich gut unterstützt und kann mit Hilfe alles gut bewältigen. Was bedeutet Barrierefreiheit für Dich? Barrierefreiheit bedeutet für mich, dass man alles machen kann, was man möchte und dabei in keiner Hinsicht eingeschränkt ist. Daran muss sich leider noch einiges verbessern besonders im Hinblick auf eine Rollstuhlgerechte Umgebung, mit Toiletten etc., welche für ALLE erreichbar sind. Was hat sich in den letzten Jahren (positiv) für Dich verändert? Positiv war auf jeden Fall der Wechsel vom ersten Arbeitsmarkt in die Werkstatt. Hier arbeitet man täglich zu geregelten Arbeitszeiten, welche eine planbare und geregelte Nachmittagsbetreuung ermöglichen und mir somit feste Strukturen bieten. In der Werkstatt werden wir von unseren Gruppenleiter/-innen gut eingearbeitet und unterstützt, wenn dies nötig ist. Was sollte sich für Dich noch in der Gesellschaft / Deinem Umfeld konkret ändern, damit Menschen mit Deiner Behinderung besser an der Gemeinschaft teilhaben können? Uns sollte mehr zugehört und mehr (Verantwortung) zugetraut werden. Außerdem würde ich mir mehr Akzeptanz, Respekt und Wertschätzung von der Gesellschaft wünschen, um als vollwertiges Mitglied Florian Lennig lebt mit geistiger Behinderung und Lernbehinderung seinen Alltag und wünscht sich mehr Akzeptanz, Respekt und Wertschätzung für Menschen mit Behinderung.

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