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Orange Day 2024: „Wir geben Frauen eine Stimme“

Unter diesem Motto fand der diesjährige Orange Day, der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, im Landkreis Vulkaneifel statt. Mit einem Fußmarsch, mehreren Ansprachen und beeindruckenden Darbietungen von Schülerinnen und Schülern des Thomas-Morus-Gymnasiums in Daun wurde auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht.

Etwa 90 Menschen aus dem Landkreis waren der Einladung der Kommunalen Gleichstellungsbeauftragten Doris Sicken gefolgt, darunter auch die beiden Bundestagsabgeordneten Lena Werner und Patrick Schnieder sowie Landtagsabgeordneter Jens Jenssen. Trotz Kälte und Schnee trafen die zahlreichen Interessierten vor der Kreisverwaltung in Daun ein, wo Landrätin Julia Gieseking die Flagge gegen Gewalt an Frauen hisste. Mit auffällig orangen Schirmen marschierten die Teilnehmenden anschließend in einer langen Schlange zum Forum Daun und erweckten dabei die Aufmerksamkeit von Autofahrern und Passanten.

Vor dem Forum begrüßte Doris Sicken die vielen Interessierten und dankte Ihnen für ihren Einsatz für dieses wichtige Thema: „Obwohl Gewalt in Deutschland rechtlich verboten ist, ist häusliche Gewalt leider für viele Frauen eine alltägliche Realität. Auch in unserem Landkreis meldet die Polizeiinspektion Daun 126 Fälle von häuslicher Gewalt pro Jahr – also jeden 3. Tag.“

Frauenhaus in der Eifel
Genau deshalb sei es so wichtig, dass so beharrlich für ein Frauenhaus in der Eifel gekämpft wurde, so Sicken. Jährlich fliehen in Deutschland 40.000 Frauen vor ihren gewalttätigen Männern ins Frauenhaus. Ca. 30 Frauen aus der Eifel wurden jedes Jahr in den umliegenden Frauenhäusern in Trier und Koblenz abgewiesen – wegen Vollbelegung. In dieser Woche soll das Frauenhaus in der Eifel an den Start gehen. „Ich bin froh, dass es nun eine Anlaufstelle für von Gewalt betroffene Frauen aus unserem Landkreis und den Nachbarlandkreisen gibt. Denn jede abgewiesene Frau ist eine zu viel!“, betont Doris Sicken vor dem Forum. 

„Die Scham muss die Seite wechseln“
Landrätin Julia Gieseking thematisierte in ihrer Ansprache vor dem Forum den aktuellen Fall von Gisèle Pélicot aus Frankreich. Pélicot wurde über Jahre hinweg von ihrem Mann betäubt, vergewaltigt und im Internet anderen Männern zur Vergewaltigung angeboten. 50 dieser Männer stehen aktuell vor Gericht. Die Anklagebank, auf der neben Pélicots Ehemann ein Querschnitt der allgemeinen Bevölkerung und sogar ein Nachbar der Pélicots vertreten ist, beweist: die größte Gefahr liegt für Frauen im engsten Umfeld. Ähnliche Verhandlungen finden oft unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, doch Pélicot verzichtet bewusst darauf. Sie schämt sich nicht für das, was ihr angetan wurde, sondern fordert: „Die Scham muss die Seite wechseln“. Täter sollten für ihre Taten beschämt werden, nicht die Opfer. Ein starkes Zeichen gegen Gewalt an Frauen – Pélicot schweigt nicht, sie ist laut.  

Beeindruckende Darstellung der Schülerinnen und Schüler des TMG Daun
Passend dazu hatten Schülerinnen und Schüler des Deutsch-Leistungskurses der Jahrgangsstufe 11 des Thomas-Morus-Gymnasiums unter der Leitung von Dr. Felicia Lauer eine szenische Darstellung vorbereitet. Mit einer mutigen und ergreifenden Darstellung machten sie das Thema vor dem Forum erlebbar. Sie gaben Frauen eine Stimme, die selbst ungehört bleiben. Symbolisch hierfür hatte die Klasse 7 c mit ihrer Ethik-Lehrerin Sonja Balles einen sprechenden Mund konstruiert. Musikalisch abgerundet wurde der Orange Day 2024 mit einer gefühlvollen Darbietung des Songs „Part of Your World“ aus dem Musical „Die kleine Meerjungfrau“. Gesungen von Alexandra Daniel, ebenfalls Schülerin der Jahrgangsstufe 11, und begleitet von ihrem Musiklehrer Christoph Neumann, unterstreicht das Stück den Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung – Werte, die im Kampf gegen Gewalt an Frauen zentral sind. 

Bundesweite Notrufnummer für Frauen
Vor dem Forum waren ebenfalls Vertreterinnen der Gründungsinitiative Soroptimist Vulkaneifel vertreten, die sich für Frauenrechte stark macht und mit ihrer Aktion auf die bundeseinheitliche Frauennotrufnummer 116 016 aufmerksam machen möchte. Die Nummer ist kostenfrei und rund um die Uhr zu erreichen. Zusätzlich machte die Initiative an ihrem Stand auf regionale Anlaufstellen aufmerksam. 

Zum Abschluss bedankte sich Doris Sicken bei allen Teilnehmenden, dass sie gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt gesetzt haben. „Nur so können wir uns als Gesellschaft für eine Welt stark machen, in der Frauen und Mädchen angstfrei leben können. Denn das ist unabdingbar.“