Umweltministerin Katrin Eder startet zweite Modell-Naturschutzstation in Rheinland-Pfalz
Entwicklung der Umsetzung der größten strukturellen Veränderung der vergangenen Jahrzehnte im rheinland-pfälzischen Naturschutz – Förderbescheid über rund 450.000 Euro überreicht
„Um die Herausforderungen der Klima- und Artenkrise zu bewältigen, brauchen wir engagierte Akteure vor Ort und passgenaue Lösungen. Der landesweite Aufbau der Naturschutzstationen in Rheinland-Pfalz eröffnet neue Möglichkeiten, um den kooperativen Naturschutz in der Region langfristig zu stärken und regional zu verankern. Gemeinsam mit den engagierten Partnerinnen und Partnern aus Naturschutz, Landwirtschaft und Kommunen können wir effektiver auf die Herausforderungen des Naturschutzes reagieren und unsere Artenvielfalt bestmöglich erhalten und schützen. So verleihen wir dem Naturschutz ein neues Gesicht und ein nachhaltiges Fundament in den Regionen“, sagte Umweltministerin Katrin Eder bei der Vorstellung der zweiten rheinland-pfälzischen Modell-Naturschutzstation.
Anhand zweier Modell-Naturschutzstationen wird das Vorhaben einer landesweit neuen Organisationsstruktur für das Naturschutzmanagement entwickelt. In den Landkreisen Donnersbergkreis, Bad Dürkheim sowie der kreisfreien Stadt Neustadt an der Weinstraße ist die erste Modell-Naturschutzstation des Landes im September 2024 gestartet. In der Vulkaneifel haben sich nun Akteure aus Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft sowie Kommunen zusammengeschlossen, um gemeinsam die zweite Modell-Naturschutzstation aufzubauen. Die beiden Modellregionen liegen damit in den Zuständigkeitsbereichen der Struktur- und Genehmigungsdirektionen (SGD) Nord und Süd.
Die Kreisverwaltung der Vulkaneifel ist die Trägerin der Modell-Naturschutzstation Nord. Insbesondere sind dabei die Unteren Naturschutz- sowie Landwirtschaftsbehörden beteiligt. Landrätin Julia Gieseking nahm stellvertretend für die gesamte Interessengemeinschaft einen Förderbescheid über 446.796 Euro von Umweltministerin Katrin Eder entgegen. „Die Vulkaneifel, vor allem die Mitarbeitenden der Unteren Naturschutz- und Landwirtschaftsbehörden sind starke Partnerinnen und Partner in unserer zweiten Modellregion, die das Vertrauen zwischen Naturschutz, Landwirtschaft und Kommunen ausbauen möchten und damit den Grundstein für ein zukunftsfähiges Naturschutzmanagement legen“, lobte die Ministerin das Engagement der Kreisverwaltung.
„Unsere einzigartige historische Kulturlandschaft macht den Landkreis Vulkaneifel weit über die Region hinaus attraktiv. Zugleich tragen wir als kommunale Familie – gemeinsam mit den Verbandsgemeinden und Ortsgemeinden – die Verantwortung, diese besonderen Naturschätze, mit all den Gaben, die uns die Natur Tag für Tag schenkt, für die kommenden Generationen zu bewahren. Nutzung, Schutz und die Entwicklung unserer Gemeinden müssen dabei klug miteinander in Einklang gebracht werden. Die Naturschutzstation eröffnet uns dafür neue Wege: Das Prinzip der Drittelparität garantiert, dass Landnutzer, Kommunen und Naturschutz gleichberechtigt und auf Augenhöhe zusammenarbeiten. So werden Konflikte nicht gegeneinander, sondern miteinander gelöst. Dieses Miteinander eröffnet uns die Chance, unseren Landkreis gemeinsam nachhaltig weiterzuentwickeln – und zugleich die Naturschätze zu bewahren, die uns so besonders machen“, sagte Landrätin Julia Gieseking (Landkreis Vulkaneifel).
Für den Präsidenten des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau e.V. (BWV), MdL Marco Weber, sind die Naturschutzstationen eine Chance für eine flächendeckende Umsetzung des kooperativen Ansatzes beim Naturschutz: „Gerade, weil alle auf Augenhöhe miteinander kommunizierten, bietet sich die Möglichkeit, Probleme erst gar nicht entstehen zu lassen. Nur im konstruktiven Dialog kann die Nutzung von Flächen, der Schutz sensibler Bereiche sowie Berücksichtigung wichtiger Bereiche für unsere Zukunftsbetriebe und die Schaffung von Ausgleichsräumen künftig ausgewogen geplant und entschieden werden.“
Als wesentlicher Akteur aus dem Bereich der Landnutzung ist in der Modell-Naturschutzstation Nord auch der Forst, aktuell vertreten durch die Forstämter des Kreises, aktiv. „Wir freuen uns darauf, die ohnehin schon gute Zusammenarbeit mit den beteiligten Akteuren vor Ort im Rahmen der Modell-Naturschutzstation weiterzu-entwickeln und zu intensivieren und mit unserer fachlichen Expertise zu unterstützen“, erläuterte Matthias Urmes, Forstamtsleiter in Daun.
Auch Susanne Venz, stellvertretende Vorsitzende des NABU Kylleifel, erklärte stellvertretend für die Naturschutzverbände: „Naturschutz gibt es nicht zum Nulltarif. Von einer Naturschutzstation erwarten die Verbände, dass bisherige Aufgaben des über 30 Jahre etablierten Naturschutzmanagements genauso erfolgreich weitergeführt werden. Zusätzlich soll sie neue Aufgaben wie beispielsweise die Grünlandstrategie, Kompensation und Eingriffsregelung sowie die Natura-2000-Betreuung auf Kreisebene umsetzen.“
Beide Modell-Naturschutzstationen werden für eine zweijährige Modellphase gefördert. In dieser Zeit verfolgen sie das Ziel, den Regelbetrieb der künftigen Naturschutzstationen bestmöglich vorzubereiten. Bis zur Arbeitsaufnahme weiterer Naturschutzstationen sollen – in Kooperation mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) – in den Modell-Naturschutzstationen Abläufe, Arbeitshilfen und Empfehlungen für den Aufbau entwickelt und ein Wissenstransfer mit dem aktuellen Naturschutzmanagement hergestellt werden.
„Für Rheinland-Pfalz stellt die Etablierung der Naturschutzstationen eine besondere Herausforderung dar. Es gilt, das erfolgreiche und langjährig etablierte System des Naturschutzmanagements zur Umsetzung der Vertragsnaturschutzberatung und der Biotopbetreuung zu sichern und weiterzuentwickeln“, erläuterte Umweltministerin Katrin Eder bei einer gemeinsamen Begehung des Wiesengebiets „Auf Seiderath“ im FFH Gebiet Gerolsteiner Kalkeifel, das in der Modellregion liegt. Dort begleitete die Ministerin gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Interessengemeinschaft den derzeitigen Biotopbetreuer Gerd Ostermann, der die Besonderheiten sowie Pflegehistorie dieses Naturraums vorstellte.
Hintergrund:
Im Rahmen der Etablierung von Naturschutzstationen in Rheinland-Pfalz soll in der Modellregion Nord, die den Landkreis Vulkaneifel umfasst, die zweite Modell-Naturschutzstation (MoNa) durch die Interessengemeinschaft Modell-Naturschutzstation Nord (IG Nord) aufgebaut und betrieben werden. In der IG Nord finden sich Organisationen und Einzelpersonen aus Land- sowie Forstwirtschaft, Kommunen und Naturschutz zusammen, die Interesse am Aufbau der MoNa Nord haben und an deren strategischer und inhaltlicher Ausrichtung mitwirken. Die Entscheidung, dass die Kreisverwaltung für die Modellphase als Förderantragsstellerin fungieren soll, wurde von der IG einvernehmlich gefällt. Die Koordinierungsstelle Naturschutzstationen Rheinland-Pfalz steht der IG Nord beratend zur Seite.
Mitglied der IG Nord sind folgende Organisationen und Einzelpersonen:
- NABU, Gruppe Daun
- NABU, Gruppe Kylleifel
- Arbeitsgemeinschaft Naturschutzverbände (AGNV), bestehend aus:
- BUND, Kreisgruppe Vulkaneifel
- Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.
- Eifelverein, Ortsgruppe Daun
- Landesjagdverband Rheinland-Pfalz
- Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
- Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz
- Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e.V.
- Landesforsten Rheinland-Pfalz
- Landkreis Vulkaneifel
- Verbandsgemeinde Daun
- Verbandsgemeinde Kelberg
- Verbandsgemeinde Gerolstein
- Natur- und Geopark Vulkaneifel
- Naturpark Nordeifel e.V., Teilgebiet Rheinland-Pfalz
Weitere Informationen zu den Naturschutzstationen finden Sie auf der Homepage der gemeinsamen Koordinierungsstelle von Umweltministerium und DVL: https://naturschutzstationen.rlp.de/